Bingen - Pos. 8

Stolpersteine für Walter, Frieda und Mathilde Bär ge. Seligmann in der Amtsstraße 13

Text: Beate Goetz

Vor dem Gebäude Amtstraße 13 befinden sich die Steine, die an die Familie Bär erinnern. Frieda (*22. Juni 1911 in Münster-Sarmsheim), die Tochter von Moritz und Josefine Marx, heiratete Walter Bär (*5.11.1911 in Bingen), den Sohn von Daniel und Mathilde Bär, geb. Seligmann und Bruder von Ella Marx geb. Bär. Die Familie wohnte in der Amtstraße 13, dem Haus der orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft. Walter und Frieda Bär gingen 1939 nach Paderborn und flohen von dort nach Jugoslawien. Im Oktober 1941 wurden sie auf einem Donauschiff bei Zasavica/Serbien, das sie nach Palästina bringen sollte, mit 150 weiteren Men- schen ermordet. In einem Brief vom 8. März 2007 schrieb Schmarjahu Marx hierzu: „In dieser Zeit besuchte der Mufti von Jerusalem, ein islamischer Geistlicher und großer Judenfeind, seine Glaubensgenossen in Serbien. Hitler gab ihm ein 'Geschenk' und versprach ihm, dass diese Juden nicht nach Palästina gelangen werden. 'Nachricht von der Tragödie erhielten die Marx- Brüder in Israel durch eine Überlebende dieses Massakers.

Mutter Mathilde Bär (* 7. 4. 1884 in Bingen) wurde am 20. März 1942 nach Lublin deportiert. Vater Daniel Bär (*22. 2. 1883 in Bingen) war Küfermeister. Er starb im Oktober 1940 an einem Herzleiden, das er sich im Ersten Weltkrieg zugezogen hatte.

Den Stolperstein für Mathilde Bär finanzierte der Arbeitskreis Jüdisches Bingen. Dr. Peter und Sabine Frey aus Berlin, und Jutta Nelißen und Jens Voll sind die Sponsoren der Steine für Walter und Frieda Bär.

Neueste Forschungsergebnisse zum Massaker von Kladovo-Sabac ergaben ein etwas anderes Bild als das, welches man den Marx-Brüdern vermittelt hatte.

Rafi Siano aus Haifa, ein Verwandter von Walter und Frieda Bär geborene Marx, stellte die neuesten Erkenntnisse und die Hintergründe, die zu dem Massaker führten, zusammen (siehe Bericht von Rafi Siano).

Im Oktober 2012 fand erstmals im Kibbuz Gan Shmuel in Israel eine Gedenkfeier für die Opfer dieses Massakers statt, zu der mehr als eintausend Teilnehmer gekommen waren. Zudem wird in Athlit, einem Vorort von Haifa, im „Museum für die illegalen Einwanderer der Mandatszeit“ eine Gedenkstätte für die Opfer von Kladovo-Sabac errichtet.