Jüdische Persönlichkeiten in Bingen und jüdische Firmen

Firma Feist & Reinach

Kommerzienrat Reinach
Bild: AKJB

Im Binger Weinhandel nimmt die Firma Feist & Reinach um 1900 unbestritten den ersten Platz ein.

Gegründet wurde das Geschäft vor mehr als 100 Jahren unter der Firma J. J. Feist, die bis zum Jahre 1863 fortbestand.

Über die Anfänge selbst ist nur wenig bekannt. Soweit sich aus den alten Büchern damaliger Zeit ersehen lässt, bewegte es sich im Anbeginn in sehr bescheidenen Grenzen und die Entwickelung ging, den damaligen Zeitverhältnissen entsprechend, nur langsam vorwärts.


Fritz Nathan

Architekt Fritz Nathan
Bild: Dr. Andreas Schenk

Fritz Nathan war in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein aufstrebender und viel beachteter Architekt.

Doch dann beendete die nationalsozialistische Diktatur mit einem Schlag die Karriere des Sohns jüdischer Eltern aus Bingen.

1940 emigrierte Nathan in die USA, wo er sich als Synagogenarchitekt einen Namen machte. In Deutschland allerdings geriet er in Vergessenheit.

Nun erinnert eine Biografie an den am 14. April 1891 in Bingen geborenen Architekten.


Seligmann Simon

Henriette und Seligmann Simon
Bild: AKJB

Der Jude Seligmann Simon betrieb ab 1896 in der Mainzerstraße 60-62 einen Weingroßhandel von internationalem Rang mit Kellereien, Keltereien, Gärräumen und Flaschenlager, die sich über mehere Ebenen erstreckten.

Zum 50-jährigen Bestehen im Jahr 1906 wurde eine Festschrift herausgegeben, die über die Geschichte der Firma Simon ausführlich berichtet.


Dr. Isaac Ebertsheim

Dr. Isaac Ebertsheim
mit Sohn und Enkel
Bild: AKJB

Der jüdische Binger Ehrenbürger Dr. Isaac Ebertsheim wird in der Familienchronik so beschrieben: "Er hatte eine dicke, rötlich blaue Trinkernase, Backenbart, ausrasiertes Kinn, war klein, stämmig, rauchte lange Studentenpfeifen mit Fidibus. Er sprach und ging sehr langsam."

Geboren wurde er 1818 im alten Stammhaus der Familie in der Binger Judengasse als zweites Kind von Benjamin Wolf Ebertsheim II und seiner Frau Wilhelmine (Mina) geborene Lemge. Das Haus in der Judengasse mit der Nr. 413, in dem Isaak Ebertsheim und seine Geschwister geboren wurden, wird im Stammbaum der Familie immer das „Alte Haus“ oder das „Stammhaus“ genannt. Das Haus existiert heute noch unter der Nr. 14 in der Rathausstraße.


Julius Landau

Grabstein auf dem Binger jüdischen Friedhof
Bild: AKJB

Die Landaus zählten einst und über viele Generationen zu dem bedeutenden jüdischen Wirtschaftsbürgertum in der Stadt Bingen.

Der am 12. September 1858 geborene Julius Landau engagierte sich in vielen Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, während der schweren Kriegsjahre und auch noch in den Anfangsjahren der Weimarer Republik tatkräftig im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben der Stadt.

Die Familie Landau gründete bereits im Jahr 1838 ein privates Bankhaus in der Judengasse. Es war damit die älteste der insgesamt drei in Bingen ansässigen jüdischen Privatbanken.

Bis zum Beginn der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als sie im Rahmen einer umfassenden Bankenkonzentration in Großbanken aufgingen, gingen sie ihren Geld- und Handelsgeschäften in Bingen und der Region nach.


Kommerzienrat Julius Woog

Büste des Kommerzienrats Julius Woog
Bild: Carl Woog

Der Königlich Bayerische Kommerzienrat und Lippe-Bückeburgische Geheime Kommerzienrat Julius Woog wurde am 04.10.1865 in der Rathausstraße in Bingen als Sohn des jüdischen Weinhändlers Josef Woog und Juliana geb. Hitz geboren. Sein Vater bekleidete das Ehrenamt des Beschneiders in der jüdischen Kultusgemeinde.

Durch seine Freundschaft mit Kommerzienrat H.C.Fischer, Mitinhaber der Bingerbrücker Firma Stöck & Fischer, reifte 1911 der Gedanke in seiner Heimatstadt eine Festhalle zu bauen. Zu diesem Zwecke gründete er die "Binger Festhalle, Gesellschaft mit beschränkter Haftung". Und schon am 21.06.1913 findet die Einweihung der Binger Festhalle, am darauffolgenden Tag die Enthüllung des Denkmals des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen statt.


Ida Dehmel-Coblenz

Ida Dehmel-Coblenz
Bild: AKJB

Ida Dehmel-Coblenz wurde am 14. Januar 1870 als Tochter des wohlhabenden Kaufmanns Kommerzienrat Simon Zacharias Coblenz und seiner Frau Emilie geb. Meyer geboren.

Während der Vater aus Paris stammte, zählte die Familie der Mutter zu den alteingesessenen Binger Weingutsbesitzern, die am Markt im ehemaligen Puricelli'schen Stadtpalais ein großbürgerliches Haus führte.

Das Elternhaus mit weitläufigem Garten stand in der Kirchstraße 3, heute Basilikastraße / Ecke Kaufgasse.


Carl Friedberg

Bingen um 1910
Bild: Jacob Hilsdorf

Carl Friedberg (1872–1955), begnadeter Musiker.

Die Wiege des seinerzeit berühmten Brahms- und Schumann-Interpreten, des Pianisten und Komponisten Carl Friedberg, stand 1872 in der Mainzer Straße. Von dort führte der Weg des Hochbegabten bereits im Alter von 15 Jahren nach Frankfurt zum Hoch’schen Konservatorium, wo Friedberg nicht nur Unterricht bei Clara Schumann nehmen sollte, sondern schnell auch selbst Lehrer wurde.

Er lehrte später in Köln und debütierte 1914 an der Carnegiehall in New York.

Carl Friedberg, der 1955 in Meran starb, kann auch auf eine große Karriere als Musikpädagoge, der viele bedeutende Pianisten ausbildete, zurückblicken. „Er war bekannt für ein extrem zartes Pianissimo, ein atemberaubendes Legato und einen sehr raffinierten Pedalgebrauch“, heißt es in der zeitgenössischen Musikkritik über ihn.