Stolpersteine

Seit den 90er Jahren erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig in vielen europäischen Städten durch kleine, mit gravierten Messingplatten versehene Betonsteine an Opfer des Holocaust. Diese wurden in den Vernichtungslagern ermordet, starben einen grauenvollen Tod, weil sie den unmenschlichen Bedingungen, die in den Lagern herrschten, nicht gewachsen waren oder sahen in der Flucht in den Freitod den einzigen Ausweg.

Bei der langjährigen Suche unseres Arbeitskreises nach einer angemessenen und würdigen Weise, öffentlich an die ehemals bedeutenden jüdischen Gemeinden in Bingen und ihre Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns zu erinnern, sagte uns die Idee des Kölner Künstlers Gunter Demnig zu, auf dem Gehweg vor dem ehemaligen Wohnsitz der Opfer Gedenksteine mit ihrem Namen zu verlegen - zur Erinnerung und Mahnung „Stolpersteine“ genannt.

Befürworter der „Stolpersteine“ sehen in ihnen ein adäquates Mittel, um deutlich zu machen, wo überall in der eigenen Kommune jüdische Familien lebten, die Nachbarn und Freunde waren und unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vertrieben und ermordet wurden. – Das kann kein noch so markantes Mahnmal an zentraler Stelle leisten.

Nicht zuletzt sind die „Stolpersteine“ für viele Angehörige ein Trost, da sie mit ihnen einen authentischen Ort haben, an dem sie ihren Toten nahe sein können, die nie ein eigenes Grab besaßen.

In der Zeit von 2005 bis 2017 wurden in Bingen, Bingerbrück, Bingen-Büdesheim und Bingen-Gaulsheim bei insgesamt 8 Stolperstein-Verlegeaktionen 115 Stolpersteine verlegt. In allen Fällen hat der Kölner Künstler Gunter Demnig es sich nicht nehmen lassen, diese Stolpersteine selbst zu verlegen.

Die Stolpersteine wurden gesponsert von Binger Bürgern, Schülern des Stefan-George-Gymnasiums, Schülerinnen der Hildegardisschule und einige auch von Nachkommen ehemaliger Binger Juden, die dazu teilweise extra angereist sind.

Für diese war es ein bewegender Moment bei der Verlegung dabei sein zu können. Während die Stolpersteine verlegt wurden, wurde die Geschichte für die Betroffenen verlesen, die Beate Goetz (Mainzerstraße 428a, E-Mail: beategoe@freenet.de) akribisch recherchiert hatte.

Da diese Stolpersteine das letzte Zeit der Geschichte der Juden in Bingen erzählen, sollen diese im einzelnen nachfolgend geschildert werden.

Bilder: AKJB